Haut die Programmierer!

Im aktuellen Editorial zieht die c’t ordentlich über die Programmierer her. Wegen dem schludrigen Code, der vielen Sicherheitslücken, zahlreicher Programmierfehler. Die Programmierer sollen sich endlich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden.

Wohlgemerkt die Programmierer. Nicht die Eigentümer, Geschäftsführer und Manager all dieser Firmen, die solchen Müll produzieren. Sondern die Programmierer, also die, welche in der Hackordnung ganz unten stehen. Die, die in der schönen neuen Scrum-Welt von einem Sprint zum nächsten laufen, deren einzige Aufgabe es ist, einen backlog abzuarbeiten. Die, die wenig bis gar keinen Einfluss haben auf Produktentscheidungen, meist noch nicht mal auf Architektur- oder Designentscheidungen, die das fertige Produkt oft gar nicht kennen.

Was heißt denn gesellschaftliche Verantwortung? Asyl in Moskau, welches ich persönlich jetzt nicht für besonders erstrebenswert halte, bekommt nicht jeder. Wie erklärt ein Programmierer im Vorstellungsgespräch, warum ihn seine letzte Firma trotz allgegenwärtigen Fachkräftemangels rausgeworfen hat? Vielleicht gar jemand jenseits der 40 in dieser vom Jugendwahn zerfressenen Branche? Finanziert gesellschaftliche Verantwortung mein Leben?

Wer stellt denn solche Forderungen auf? Ein Journalist einer Computerzeitschrift, die eine Artikelserie unter dem Titel “Vorsicht, Kunde” pflegt. Unter jedem zweiten Artikel dieser Serie müsste in dicken fetten roten Lettern stehen: Kauft nicht bei diesem Anbieter! Steht es aber nicht, steht es nie. So sehr verärgern will man potentielle Anzeigenkunden denn doch nicht. Da warnt die eine Ausgabe vor der Datensammelwut von Windows 10, die nächste Ausgaben beschäftigen sich dann ausführlich damit, wie man Windows 10 am besten an seine Bedürfnisse anpasst. He Journalist, was ist denn mit deiner gesellschaftlichen Verantwortung?

Edward Snowden hat sein Leben ruiniert, Mark Zuckerberg ist Milliardär. Und in Hannover sitzt ein Journalist warm und sicher im schützenden Elfenbeinturm eines ehrenwerten Verlages und träumt von einer besseren Welt.